Prügel-Wachtruppen Prozess: Asylanten geschlagen gedemütigt u. tagelang in „Problemraum“ eingesperrt

   

WOTAN 18

 

Published on Nov 8, 2018

Burbach: Folterprozess um Prügel-Wachtruppe - ► Der Fall, der weltweit für Entsetzen sorgte: In einem 27 Sekunden langen Video liegt der Asylbewerber Karim M. weinend neben seinem Erbrochenen, er soll vorher unvermittelt in Bauch und Gesicht geschlagen worden sein. Man hört die Stimme eines Wachmannes: „Willst Du noch eine haben? Soll ich Dir in die Fresse treten oder wat? Leg Dich in Deine Kotze und schlaf!“ Der lapidare Grund: Er war angetrunken ins Asylheim zurückgekehrt. Siegen (NRW) – Es waren erschreckende und verstörende Bilder, die um die Welt gingen. Security-Leute, die Flüchtlinge demütigen. Seit heute stehen 30 Wachmänner und Mitarbeiter (24-63 Jahre) des Asylheims von European Homecare in Burbach (NRW) vor Gericht. Und gleich zu Beginn der Mammut-Verhandlung kam es zum ersten Eklat!

Ein Angeklagter durfte den Gerichtssaal bereits vor der Verlesung der Anklage wieder verlassen, sein Verfahren muss später abgetrennt geführt werden. Sein Verteidiger hatte bemängelt, dass sein Mandant die Ladung zum Prozess zwei Tage später bekommen habe als vorgeschrieben. Das Gericht musste diesen Fehler einräumen und schickte den Angeklagten erst mal wieder nach Hause.

Der Angeklagte Markus K., der den Gerichtsaal wegen des Ladungsfehlers des Landgerichts Siegen sofort wieder verlassen durfte, soll ausgerechnet einer der brutalsten Wachmänner in der Asyl-Unterkunft gewesen sein.

So wirft ihm die Staatsanwaltschaft 17 Mal Freiheitsberaubung, 7 Mal Körperverletzung und 2 Mal gefährliche Körperverletzung vor, außerdem soll er einem Opfer das Handy weggenommen und behalten haben. Zudem soll er mehrfach mit einem Schlagstock auf die Opfer eingeprügelt haben, es gab auch Faustschläge gegen den Kopf und er soll Pfefferspray eingesetzt haben.

Viele der angeklagten Wachleute, die für 7,50 Euro Stundenlohn ihre Schichten schoben, waren vorbestraft. Einen Job fanden sie nur in der Sicherheitsbranche. Der jetzt nach Hause geschickte Markus K. (Vater von fünf Kindern) galt nicht nur als besonders brutal, er wurde vom LKA Schleswig-Holstein sogar als Intensivstraftäter geführt. Im Polizeicomputer kamen bei Eingabe seines Namens sofort die Stichworte „bewaffnet, gewalttätig und BTM-Konsument“. Beim Betreiber European Homecare hatte das damals aber offenbar keinen gestört! Er wurde prompt als Wachmann eingesetzt.

Die Angeklagten sollen von Ende 2013 bis September 2014 systematisch Flüchtlinge gequält, gedemütigt, gefesselt und geschlagen haben. Angeklagt sind 54 Fälle von Freiheitsberaubung, Nötigung und gefährlicher Körperverletzung. Zu den Angeklagten zählen auch zwei Mitarbeiter der Bezirksregierung in Arnsberg. Ihnen wird Freheitsberaubung durch Unterlassen vorgeworfen – sie sollen von den Taten gewusst haben, ohne etwas zu unternehmen.

Laut der 155-Seiten-Anklage gab es immer wieder Faustschläge gegen Kopf, Bauch und Rippen, Pfefferspray in die Augen. Laut Zeugen schlugen manche so auf die Opfer ein, als würden sie Kampftechniken an den hilflosen Personen trainieren. Weil ein Mittäter diese Misshandlungen damals gefilmt hatte, flog die „Asylheim-Folter” auf. Das Video wurde einem lokalen Journalisten zugespielt, der ging zur Polizei.

Die meisten Misshandlungen sollen im sogenannten „Problemzimmer” (Zimmer 123, von den Wachmännern nur PZ genannt) stattgefunden haben. Wer nach Ansicht der Wachmänner Ärger machte, musste dort rein. Damit die Betroffenen das Zimmer nicht verlassen konnten, entfernten die Angeklagten die Türklinke. Bis zu drei Tage sollen Asylbewerber dort festgehalten worden sein, durften nicht mal auf die Toilette.
https://www.bild.de/news/inland/news-inland/folterprozess-von-siegen-angeklagter-darf-gerichtssaal-verlassen-58300172.bild.html


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